Projekt Flower Power – Die Wirkung von pflanzlichen Wirkstoffen auf Narben
Open Science – Lebenswissenschaften im Dialog . 2024
WIEN
Flower Power – Die Wirkung von pflanzlichen Wirkstoffen auf Narben
Die Kraft der Pflanzen nutzen – so lautet die Devise im Projekt Flower Power. Dieses bindet Schüler:innen in Studien zur Erforschung der Rolle von Schwann Zellen bei der Narbenbildung der Haut ein. Dabei setzen die Forscher:innen auf das Sammeln von Pflanzen und Erstellen von Pflanzenextrakten durch die Kinder und Jugendlichen. Auch der Verein Freunde Naturgemäßer Lebensweise (FNL) ist Projektpartner, denn Pflanzen-Expert:innen sowie -Interessierte sollen mithelfen, geeignete Pflanzen für die Versuche im Labor auszuwählen und Extrakte daraus herzustellen. Geleitet wird das Projekt von Michael Mildner von der Universitätsklinik für Dermatologie an der MedUni Wien, finanziert wird das Sparkling Science-Projekt vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Die Haut ist eines der größten und vielseitigsten Organe des menschlichen Körpers und übernimmt zahlreiche lebenswichtige Funktionen – vom Stoffwechsel über die Immunabwehr bis zum Schutz vor äußeren Einflüssen. Sie ist aber auch das größte Sinnesorgan des menschlichen Körpers und ermöglicht die Wahrnehmung von Umweltreizen. Wird die Haut verwundet, beginnt sofort ein Heilungsprozess, an dem auch so genannte Schwann Zellen beteiligt sind. Diese spezialisierten Zellen, die eine Schutzhülle um Nervenfasern bilden, wandern in die Wunde ein und fördern den Wundverschluss und Wiederaufbau der geschädigten Haut. Ist dieser Prozess gestört, kann es zu einer Vielzahl von Krankheitsbildern kommen. Aufgrund eingeschränkter Behandlungsmöglichkeiten stellt die Therapie von abnormalen Narben nach wie vor eine große Herausforderung dar.
Modelle zur Narbenbildung in der Petrischale
Zur experimentellen Untersuchung von Narben gibt es bis dato nur mäßig geeignete Modelle. Daher ist das Entwickeln eines dreidimensionalen Narbenmodells in der Petrischale – also in vitro – zunächst das erste große Ziel des Projekts. Aus drei bestehenden Modellen soll das für Untersuchungen der Narbenbildung am besten geeignete identifiziert und für die geplanten Anwendungen etabliert werden. Des Weiteren wird Michael Mildner mit seinem Forschungsteam Schwann Zellen aus gesunden und kranken Geweben isolieren und kultivieren, um deren mögliche Beteiligung bei fehlgeleiteter Narbenbildung zu untersuchen.
Auch die Wirkung unterschiedlichster Pflanzenextrakte soll sowohl im Narbenmodell als auch auf Schwann Zellen in Kultur getestet werden. Der Einsatz von pflanzlichen Extrakten hat lange Tradition und wird speziell bei Erkrankungen, bei denen die Schulmedizin an ihre Grenzen stößt, häufig verwendet. Die Identifikation eines neuen Pflanzeninhaltsstoffes könnte zur Verbesserung von Narben beitragen, die in manchen Fällen die Lebensqualität von Patient:innen erheblich beeinträchtigen.
Zusammenarbeit mit Schüler:innen, Pflanzen-Expert:innen und -Interessierten
Im Projekt Flower Power arbeiten Michael Mildner und sein Team drei Jahre lang eng mit verschiedenen Citizen Scientists zusammen. So werden einerseits Schüler:innen von drei Schulen – der VS Campus Gertrude Fröhlich-Sandner, der MS Staudingergasse sowie der Privat HTL für Lebensmitteltechnologie aus Hollabrunn – aktiv im Projekt mit eingebunden.
Auch mit dem Verein Freunde naturgemäßer Lebensweise ist eine Kooperation geplant. So soll das Wissen über Wildpflanzen und deren traditionelle Anwendungen in Volksmedizin und Ernährung von zahlreichen Pflanzenexpert:innen und Interessierten ebenso in das Projekt einfließen. Über eine eigene Website können weitere Pflanzenkundler:innen bei der Auswahl der Pflanzen für die Extrakte mitwirken.
Die Extrakte der durch die Citizen Scientists vorgeschlagenen Pflanzen werden im letzten Schritt dann auf ihre Wirkung auf Schwann Zellen und bei der Narbenbildung getestet. Die Natur könnte hier eine neue interessante therapeutische Option für die Behandlung von Narben bieten.